Mehr zu Ängsten & Phobien

Wie Angst entsteht, was die Wissenschaft dazu sagt und wie Hypnose helfen kann:

Etwa 5 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Ängsten, Phobien oder Panikattacken. Sie gehören zu den häufigsten psychischen Problemen. Und somit schon die erste gute Nachricht: Sie sind nicht allein!

Die Angst ist so alt wie die Menschheit. Sie ist wichtig, denn ohne sie wäre ein Überleben nicht möglich. Sie warnt uns vor brenzligen Situationen und lässt uns agieren, lässt uns kämpfen oder auch flüchten. Der Mensch reagiert auch heute in unserer modernen Gesellschaft genauso, wie er es in der Steinzeit gelernt hat. Aber warum und was genau passiert wenn Angst entsteht?

Unsere Sinne nehmen zunächst etwas war. Dies kann eine reale Bedrohung oder eine zuvor verknüpfte Angst (wie ich sie gleich erklären werde) sein. Wir sehen, hören, spüren, riechen oder schmecken also etwas, welches als Information an unser Gehirn weitergeleitet wird. Dort wird dieser Sinneseindruck mit alten Eindrücken aus der Vergangenheit abgeglichen. Situationen die wir erleben, werden vom Gehirn nicht als Einzelne Situationen wie in einem Ablagesystem kalendarisch sortiert, sondern immer nach Situationen in denen ähnliche Sinneseindrücke wahrgenommen wurden. Nehmen wir zum Beispiel einmal den Geruchssinn.

Jeder von uns kennt eine Situation, in der wir etwas riechen und sofort befindet man sich im Gedanken wieder in der Kindheit, egal wie lange dieser Moment her sein mag. Dies ist eine verknüpfte Erinnerung. Wenn das limbische System, welches von der Neurowissenschaft als emotionales Machtzentrum bezeichnet wird, also eine reale Bedrohung wahrnimmt, oder einen "ähnlichen" alten Eindruck findet, - der an eine beängstigende Situation verknüpft ist, - werden in Bruchteilen von Sekunden Abläufe in Gang gesetzt. Der Körper reagiert mit einer Ausschüttung von Adrenalin, welches uns für Kampf oder Flucht bereit macht.

In der Steinzeit hat man gelernt zu kämpfen oder auch zu fliehen. Und da sich das menschliche Gehirn seit dieser Zeit entwickelt hat sind diese Reaktionen nach wie vor in uns verankert. Kampf oder Flucht würde das Adrenalin welches ausgeschüttet worden ist, wieder abbauen. In unserer heutigen Welt haben wir es eher selten mit einen physischen Feind, wie z.B. einem großem Tier, zu tun. Des weiterem fehlen uns oft Fluchtmöglichkeiten, bzw. sind diese erschwert. Sei es in einem Fahrstuhl, in der U-Bahn, oder im Auto auf der Autobahn. Und genau diese Anstauung von Adrenalin und die fehlende Möglichkeit, dieses durch eine körperliche Aktion wieder abzubauen, lässt unseren Körper immer weiter reagieren und kann sich bis in eine Panikattacke steigern. Angst ist also vor allem, das was wir wahrnehmen. Eine körperliche Reaktion, welche von unserem Unterbewusstsein als natürliche Schutzfunktion in Gang gebracht worden ist.

Bis sich das Bewusstsein einschaltet, um uns zum Beispiel zu beruhigen oder Einwände zu geben, wie, das man diesmal keine Angst haben wollte, ist es bereits zu spät. Die körperlichen Reaktionen sind bereits in vollem Gange. Zudem werden die vermeintlichen Auslöser und alles was damit wahrgenommen wird wiederum Abgespeichert. Bei jeder kleinen Erinnerung wird der Angstkreislauf wieder aktiviert und es kommt immer häufiger zu Panikattacken.

Wissenschaftliche Untersuchungen zur Hypnose bei Ängsten & Phobien:

Bei den Angststörungen liegen eine Vielzahl von kontrollierten Studien zur Wirksamkeit der Hypnotherapie vor (Horrowitz, Boutin & Tosi, Revenstorf).

Bei spezifischen Phobien konnte eine signifikante Reduktion der Angst (kognitiv, affektiv, psychologisch, Verhaltensebene) gezeigt werden, wobei die kombinierte Therapie noch effektiver ist, als eine reine Hypnotherapie.

Die Wirksamkeit der Hypnotherapie ist umfangreich untersucht worden, in einzelnen Studien (Teschner 2001 bei Flugangst), bei Zeyer & Dürr 1998 bei Prüfungsangst und in zahlreichen Meta-Analysen, zuletzt von Flammer 2011. Von den insgesamt 188 untersuchten Einzelstudien in der Meta-Analyse von Flammer (2011), mit etwa 9700 behandelten Patienten, waren immerhin 60 sogenannte zufallsverteilte, kontrollierte Studien (RCT) dabei, die in der Evidenzbasierten Medizin (EbM) den höchsten Beweis darstellen, zu finden. Die Wirksamkeit der Hypnotherapie wurde dabei auch im Vergleich mit den alternativen Verfahren der Verhaltenstherapie hin untersucht. Besonders erfolgreich war die Hypnotherapie im Vergleich zu den Alternativen in den Bereichen der Angst- und Belastungsstörungen, Anpassungsstörungen, sowie bei der Rauchentwöhnung.